«So konkret wie möglich»
Invaliditätsgrad in der IV, Fiktionen und die Herausforderungen der «Weiterentwicklung der Invalidenversicherung» *
Zusammenfassung
Obwohl der Invaliditätsgrad «so konkret wie möglich» bestimmt werden soll, hat sich die Praxis sehr weit von diesem Grundsatz entfernt. Insbesondere die Anwendung der LSE-Tabellen führt zu massiven Verzerrungen. Im Hinblick auf die künftigen stufenlosen IV-Renten sowie den Eingliederungsanspruch sind diese Befunde alarmierend. Die Umsetzungsvorschläge des Bundesrats zur «Weiterentwicklung der Invalidenversicherung» weisen zudem in die falsche Richtung.Résumé
Bien que le degré d’invalidité doive être déterminé de la manière « la plus concrète possible », la pratique s’est beaucoup éloignée de ce principe. L’application de l’Enquête suisse sur la structure des salaires (ESS) entraîne en particulier des biais importants. Ces résultats sont alarmants au regard du système futur de rentes AI linéaires et du droit à la réadaptation. Par ailleurs, les propositions de mise en œuvre du Conseil fédéral concernant le « développement continu de l’assurance-invalidité » vont dans la mauvaise direction.Inhaltsübersicht
- I. Einleitung und Problemstellung
- II. Im Reich der Fiktionen: Praxislinien rund um die Bemessung des Invaliditätsgrades
- III. Insbesondere: Invalideneinkommen und Tabellenlohnabzüge
- IV. Mangelnde Differenzierung beim Beizug der LSE-Tabellen
- V. Zur «Weiterentwicklung der Invalidenversicherung»
Aus der ZeitschriftSZS 2/2021 | S. 55–73 Es folgt Seite № 56⬆
I. Einleitung und Problemstellung
1. Ausgangslage
Gemäss ständiger Rechtsprechung zu Art. 16 ATSG ist der Invaliditätsgrad «so konkret wie möglich» zu bestimmen und wird nicht etwa medizinisch-theoretisch festgelegt:1 «Der Invaliditätsbegriff, verstanden als Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit, verlangt, dass die…
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